Offizielle Vergabe der gedenk_potenziale 2024
Die Geschwister Christine und Andreas Pavlic sind die PreisträgerInnen der „gedenk_potenziale 2024“. Ihr gemeinsames Kunstprojekt mit dem Titel „Wortdenkmal“ wird mit 20.000 Euro gefördert und bis 5. Mai 2024 umgesetzt.
„Das gedenk- und erinnerungspolitische Projekt Wortdenkmal gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus, aber auch die Täter und Täterinnen werden in den Blick genommen. Dadurch wird eine aktuelle und umfassende gesellschaftspolitische Auseinandersetzung ermöglicht“, betonte Kulturstadträtin Mag.a Uschi Schwarzl anlässlich der Preisverleihung im Bürgersaal: „Mit diesem Projekt leisten sie nun erstmals gemeinsam einen Beitrag zur Erinnerungs- und Gedenkkultur in Innsbruck.“ Sie gratulierte den PreisträgerInnen Andreas und Christine Pavlic gemeinsam mit der Kulturausschussvorsitzenden GRin Irene Heisz, den Jurymitgliedern Mag. Michael Haupt und Dr. Horst Schreiber sowie Gemeinderat Helmut Buchacher.
Die Förderschiene „gedenk_potenziale“ der Stadt Innsbruck wurde im Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen am 5. Mai 1945 initiiert und hat sich als zeitgemäße Form des Erinnerns und Gedenkens an die Opfer des NS-Regimes sowie die Opfer von Gewalt und Rassismus etabliert.
Raum nehmen, Lücken füllen, Zusammenhänge herstellen
Das Projekt Wortdenkmal ist die erste künstlerische Kooperation der Geschwister Christine und Andreas Pavlic. Aufgewachsen in Innsbruck haben beide mit Mitte zwanzig die Stadt verlassen. Nach wie vor prägt sie jedoch ein starker Bezug zu den Tiroler Bergen und zur Gegenwart und Geschichte der Stadt Innsbruck. Die Künstlerin Christine Pavlic hat sich bereits mit ihren frühen politischen und künstlerischen Projekten in das Stadtbild von Innsbruck eingeschrieben. Der Autor Andreas Pavlic hat mit seinem Roman „Die Erinnerten“, der von der Zeit des Austrofaschismus und Nationalsozialismus und dem Schweigen der Nachkriegsgeneration handelt, einen aktuellen Beitrag zur Innsbrucker Stadtgeschichte geschrieben.
Begründung der Jury
Die Jury – bestehend aus Heidi Schleich, Irmgard Bibermann, Melanie Hollaus, Dr.in Birgit Johler und Univ.-Doz. Dr. Horst Schreiber – begründete ihre einstimmige Entscheidung wie folgt: „Die Geschwister Andreas und Christine Pavlic konnten mit ihrem hervorragend recherchierten und wohldurchdachten Projekt ‚Wortdenkmal‘ die Jury überzeugen […] Für ihr Projekt haben Andreas und Christina Pavlic interessante Geschichten ausgewählt, die zur Auseinandersetzung und zum Nachdenken anregen. Auch die Vermittlung ist gut konzeptioniert […] Schließlich hält das Projekt überraschende Effekte bereit, die Lust auf mehr machen.“
„Forschung, Kultur, Provokation, Marmelade“
Am 5. Mai 2024 werden vier große, dreidimensionale Wortdenkmäler an vier verschiedenen Plätzen in Innsbruck aufgestellt. Jedes Wort gleicht einem Monument und gleichzeitig einem farbigen, anziehenden, pop-up Kunstwerk. Die Wörter sind aus Karton, sie sind leicht, modern und auffällig. Hinter jedem Wort steht eine Geschichte von Opfern und TäterInnen. Die Geschichten beziehen sich auf die Zeit des Nationalsozialismus, auf die Gegenwart, auf Innsbruck und darüber hinaus. Über QR-Codes, die am Denkmal angebracht sind, sind die Geschichten in mehreren Sprachen nachzulesen sowie nachzuhören. Gleichzeitig werden in den umliegenden Geschäften Postkarten aufliegen, die ebenfalls die Geschichte zu den Worten erzählen. Am 5. Mai 2024 wird ein Stadtspaziergang zu den „Wortdenkmälern“ angeboten.
Lebenslauf
MMag.a art Christine Pavlic (*1982 in Innsbruck), lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Ottensheim bei Linz. Studium der Bildenden Kunst und Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz. Arbeit als Kunstvermittlerin im OK, Offenes Kulturhaus Linz sowie im Stadtmuseum Leonding im Bereich museum4kids und im Ausstellungsaufbau für das AEC, Ars Electronica Center. Projektauswahl: Radikales Nähkränzchen (TKI open 06), Die Bank, das Garn und die Bohrmaschine (TKI open 09 + stadt_potenziale 2009)
Mag. Andreas Pavlic (*1974 in Innsbruck) lebt seit 20 Jahren in Wien. Studium der Politikwissenschaft und der Sozialen Arbeit an der FH in Wien. In seinen künstlerischen und literarischen Arbeiten beschäftigt er sich mit historischen Themen, der sozialen und politischen Gegenwart, aber auch mit phantastischen und skurrilen Welten. Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung (GAV) und der IG Autorinnen Autoren. Seit 2008 künstlerische Kooperationen und zahlreiche Veröffentlichungen literarischer, wissenschaftlicher und journalistischer Arbeiten in diversen Zeitungen und Zeitschriften. 2021 erschien der Roman „Die Erinnerten“ in der Edition Atelier in Wien.
(Text: IKM/ A. Steinacker / Titelfoto: © IKM/F. Bär)